0040 – Prozesse im GaLaBau – 3 Standorte deutschlandweit und erfolgreich – Interview mit Lucas Winkler
In der neuesten Episode im Wirliebenhandwerk.digital Podcast zum Thema Prozesse im GaLaBau – Mit 3 Standorten deutschlandweit und das erfolgreich. Wie das geht? Wie Unternehmensnachfolge geht? Und welche Gründe dazu geführt haben besprechen Heiko Fischer und Sebastian Bourne mit dem Gast und Geschäftsführer Lucas Winkler von Winkler Garten- und Landschaftsbau GmbH & Co. KG.
“Ich mache ja auch Digitalisierung nicht, weil ich es cool finde. Das ist kein Selbstzweck, sondern das ist ja ein Tool oder ein Werkzeug, was ich benutze, um knallharte Unternehmensziele zu verfolgen.” – Lucas Winkler
Prozesse im GaLaBau – Themen in der Episode
- Digitale Prozesse optimieren: Durch den Einsatz moderner Tools wie Dokumentenmanagementsystemen und Messenger-Diensten wird die Effizienz der täglichen Abläufe signifikant gesteigert. Dies spart wertvolle Zeit und vermeidet Fehler in den Prozessen.
- Künstliche Intelligenz als Helfer, nicht als Ersatz: KI unterstützt bei der Datenanalyse und liefert Entscheidungsvorlagen, jedoch bleibt die menschliche Beurteilung unersetzlich. Die Technik dient als wertvolles Werkzeug, um Routineaufgaben zu erleichtern.
- Wandel im Team fördern: Die Einführung digitaler Werkzeuge erfordert eine Bereitschaft zur Veränderung. Ein engagiertes Team und regelmäßiger Austausch fördern die Akzeptanz und den Erfolg digitaler Initiativen.
Habt ihr Fragen zur Episode? Schreibt uns eure Gedanken und Kommentare direkt unter die Episode oder kontaktiert uns über unsere Social-Media-Kanäle.
Hör dir also die aktuelle Episode an und wenn du Fragen hast schreib mir eine Nachricht.
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00:00 Digitalisierungsidee für Filialvernetzung und Prozessoptimierung.
04:42 Effiziente zentrale Abwicklung reduziert Aufwand und Qualifikation.
08:58 Betriebsnachfolge und Digitalisierung erfolgreich umgesetzt.
10:27 Digitales Dokumentenmanagementsystem für Bauprojekte eingeführt.
15:41 Begeisterung für Digitalisierung führte zu Buchveröffentlichung.
16:53 Begeisterung und Offenheit für neue Technologien fördern.
19:59 Digitalisierung bringt Nutzen und erleichtert Arbeit.
24:50 Dank für umfassende Diskussion über KI-Einsatz.
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Bei Fragen schreib mir eine E-Mail an: Sebastian@wirliebenHandwerk.digital oder kontaktiere mich in den Socials.
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LinkedIn Sebastian: https://www.linkedin.com/in/sebastianbourne/
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GaLaBau Blog: https://galabau-blog.de/galabau-4-0-wie-kann-die-digitale-transformation-gelingen/
Sebastian Bourne:
Willkommen zu einer neuen Episode hier im WirliebenHandwerk.digital Podcast mit mir, eurem Host Sebastian. Wie ihr seht, sitzen wir hier wieder zu dritt. Nein, der eine oder andere, der es hört, wird es nicht sehen. Selbstverständlich. Also wir sitzen hier zu dritt auf der GaLaBau 2024 in Nürnberg.
Heiko Fischer:
Hallo, Lukas Winkler von Winkler Garten- und Landschaftsbau GmbH & Co. KG. Ich möchte dich herzlich hier in unserer Runde begrüßen. Du warst bei uns auf der Bühne im Forum Digitalisierung praktisch gestalten auf der GaLaBau. Und ich fand es bemerkenswert in meiner Vorbereitung, dass ich ein Unternehmen gefunden habe, das drei Filialen hat im GaLaBau. Und das soll die erste Steilvorlage und der Ball für dich sein. Stell dich doch mal bitte kurz vor und dann gehen wir in die Runde rein.
Lucas Winkler:
Ja, also auch von mir hallo. Die, die mich jetzt nicht sehen, sondern nur hören, haben eben meine Stimme. Mein Name ist Lukas Winkler, ich bin Geschäftsführer von Winkler Garten- und Landschaftsbau. Wir haben drei Standorte in ganz Deutschland verteilt. Einmal zwischen Darmstadt und Aschaffenburg, Groß-Zimmern in Frankfurt und in Bautzen. Für die Zuhörer, die jetzt nicht wissen, was Garten Landschaftsbau ist, was machen wir? Also wir bauen z. B. die Außenanlagen von Schulen, von Kitas. Wir bauen aber genauso Privatgärten und sind auch für die Pflege von den ganzen Anlagen zuständig.
Lucas Winkler:
Das Ganze machen wir jetzt seit über 30 Jahren und wir haben in Summe 45 Mitarbeiter. Und jetzt kam die Steilvorlage in dem Sinne wie, wieso machen wir das denn?
Heiko Fischer:
Ja, will gerade nochmal für die Zuschauer oder Zuhörer da nochmal ergänzen. Ich habe ja mit vielen Handwerkern in meinem beruflichen Alltag zu tun und da geht es um Themen wie Branchensoftware, Angebote etc. Jetzt stelle ich mir bei euch vor, ihr seid drei Filialen und mich würde interessieren, wer kam denn auf die Idee, das Thema digital anzugehen? Und ich sage mal jetzt erstmal laienhaft, die drei Standorte zu vernetzen, weil da gibt es ja bestimmt viele Prozesse, die man dann übereinander bzw. zusammenstecken muss und da würde mich jetzt einfach interessieren, wie hast du damit begonnen? Um da vielleicht mal ein Beispiel für andere Stichwort Mindset des Geschäftsführers und was hat dich motiviert, das Thema anzugehen und wie bist du es angegangen?
Lucas Winkler:
Also da vielleicht noch einen kurzen Schwenk zur Historie. Also mein Vater hat den Betrieb gegründet in den 90er Jahren. Mein Vater kommt aus Bautzen ursprünglich, ist da groß geworden und hat nach der Wende da den Betrieb aufgemacht. So um das mal so historisch einzuordnen, warum es den Betrieb in Bautzen gibt und damals zur Gründung auch im Betrieb in Groß-Zimmern kam der Standort Frankfurt, mit einem Geschäftspartner, mit zusammen. Also, warum haben wir drei Standorte? Das ist historisch so ein bisschen gewachsen. Die Frage ist, wie wir diese Betriebe vernetzen und wer da zuerst auf die Idee kam. Also diese drei Betriebe gibt es eben schon seit 30 Jahren. Das hat auch ohne Digitalisierung ganz gut funktioniert.
Lucas Winkler:
Also da gab es noch Faxgeräte und das hat auch geklappt. Also das verhindert das ja nicht. Aber es ist so, dass wir natürlich jetzt auch im Prozess von Unternehmensnachfolger, seit 2020 bin ich Geschäftsführer, da gewisse Prozesse angestoßen haben. Wie vernetzen wir das? Wir sind natürlich auch kein Konzern, der angewiesen ist, dass wir jeden Prozess simultan steuern können. Das sind schon unterschiedlich eigenständige Betriebe. Wir nutzen aber jetzt ganz einfach Messenger-Dienste, vor allen Dingen jetzt für schnelle Kommunikation. Das ist für uns ein ganz großer Segen, dass wir da mit Bild und Ton vieles abklären können. Und wir haben natürlich schon unsere Serverstruktur.
Lucas Winkler:
Das heißt also, auch der Betrieb aus Bautzen kann auf unseren Server in Groß-Zimmern zugreifen. Genau.
Sebastian Bourne:
Wenn du da jetzt darauf zugreifst und solche Sachen machst, stellt sich mir die Frage, du hast gesagt historisch gewachsen, es waren drei eigenständige Betriebe, ist es denn jetzt mittlerweile heute einer? Weil daraus würde dann meine nächste Frage kommen.
Lucas Winkler:
Nein, also das sind alles drei eigenständige Betriebe nach wie vor. Wir haben Einzelunternehmen, wir haben eine GbR und auch eine GmbH und Co. KG.
Sebastian Bourne:
Okay, das heißt, du hast jetzt kaufmännisch betrachtet mal die Frage, Prozesse zusammengelegt an einem Standort oder machen alle an jedem Standort alle kaufmännischen Prozesse einzeln?
Lucas Winkler:
Kommt ein bisschen darauf an. Also in Bautzen ist es so, da werden auch alle Prozesse einzeln gesteuert. Man muss ein bisschen unterscheiden, wie groß der Aufwand ist. Wenn man jetzt sagt, Backend und Prozesssteuerung in Bautzen und in Frankfurt haben wir den Fokus auf die Grünpflege. Da sage ich jetzt mal, ist der organisatorische Aufwand deutlich geringer als in Groß-Zimmern, wo wir den Fokus auch auf Neubau haben. Das muss ich auch sagen. Also die drei Standorte könnte ich nicht simultan alle mit Neubau beschäftigen. Du kennst das aus dem Baustoffhandel. Das sind einfach sehr, sehr viele Prozesse, die da im Hintergrund laufen.
Lucas Winkler:
Und das können wir aktuell abbilden, weil wir strukturell anders aufgestellt sind.
Sebastian Bourne:
Okay, ist interessant, weil ich hätte jetzt, also mein grundsätzliches Verständnis von Filiale und so weiter bedeutet halt, die Rechnungslegung passiert halt von eins, zwei, drei, fünf Personen, männlich, weiblich an einem Standort oder remote, sage ich mal, eine Auftragsannahme. Dazu kann ich auch zwei Menschen deutschlandweit irgendwo festsetzen, die halt so viel Fähigkeit, so viel Kompetenz haben. Dass sie halt auch aus dieser Angebots- und Anfrage-Thematik einfach in die Planung kommen und sagen, du hast ja Grünpflege, also es ist jetzt ja keine Raketenwissenschaft, eine Grünpflege zu planen. Das ist ja nicht so wie wir müssen noch mal eine Baustellenabsperrung beantragen, wir müssen noch mal Kräne oder nochmal Bagger und weiß der Geier, was wir alles haben. Bei größeren Projekten, wie du sagst, Schulen, Kindergärten, du musst Ferien berücksichtigen, alles was da so dazu gehört. Deswegen hätte ich jetzt so von außen halt vermutet. Genau, das ist ja das Gute, dass du das auch aufklärst, dass halt bestimmte Dinge einfach an einer Stelle zentral laufen, um halt auch den Aufwand zu reduzieren, um halt z. B. auch das Thema zu umgehen, dass du halt einen einzelnen Prozess nicht an drei unterschiedliche Personen an drei Standorten fachlich qualifizieren musst, damit sie halt alle gleich laufen.
Sebastian Bourne:
Weil wenn Linksrum die Rechnung immer dienstags schreibt und rechtsrum immer donnerstags, aber irgendwie das Mahnwesen, der eine sieben Tage, der andere 10 Tage hat, dann stelle ich es mir halt, Geschäftsführer von dir als Person halt schwierig vor, die Kennzahlen oder die Kommunikation Richtung Steuerberatungskanzlei. Deswegen war jetzt so meine Vermutung in dem Thema, ich finde cool, dass das auf jeden Fall geht. Deswegen hol uns doch noch mal ein Stückchen ab, wie du jetzt z.B. auch das mit den Mitarbeitern regelst, weil die ja auch dezentral sitzen in der Situation von deiner Person aus und wie so ein Arbeitsalltag mal so kurz aussieht. Also nicht vom Sinne, wir fahren dahin und fahren den Rasenmäher vom Hänger runter und fahren über die Piezo. Genau, vorher noch mal mit ein bisschen pusten, den Weg sauber, sondern wie kann man das sich jetzt vorstellen, dass ihr diese Sachen quasi umsetzt heute?
Lucas Winkler:
Also du hast einmal einen Stichpunkt gebracht, also Thema Steuerberater, das läuft z. B. alles zentral. Also es ist schon so, dass alle Daten bei einem Steuernbüro landen. Wie gesagt, die Daten werden auch in Groß-Zimmern in unserer Zentrale in dem Sinne per Remote geschrieben, ausgedruckt oder per E-Mail versendet. Also das landet dann auch alles da und auch die vorbereitende Buchhaltung passiert dann in Groß-Zimmern. Wie sieht denn so unser Arbeitsalltag aus und wie kriegen wir das Ganze unter einen Hut? Also wir sind grundsätzlich so organisiert und waren das schon immer, dass die drei Betriebe relativ selbstständig arbeiten können, weil ich kann mich natürlich auch nicht dreiteilen und deswegen haben wir auch bei uns Betriebsleiter vor Ort implementiert, die auch sehr selbstständig arbeiten können und auch z. B. selber Rechnungen stellen können. Also das ist ein ganz großer Baustein, warum das überhaupt funktioniert.
Lucas Winkler:
Und wir schaffen es dann schon so, dass wir sehr eng im Austausch immer sind. Also wir telefonieren quasi täglich und haben auch einmal in der Woche einen festen Jour fixe, wo wir uns dann noch mal zusammentreffen und ein Teams-Meeting machen.
Heiko Fischer:
Prima. Also wir haben jetzt schon mal gelernt, dass es doch Dinge gibt, auf Stichwort Steuerberater, wo quasi einer den Hut aufhat, nämlich die Zentrale. Ich möchte mal noch an einer anderen Stelle, weil es ist ja im Handwerk auch ein großes Thema, ist die Unternehmensnachfolge. Und wir wissen, dass viele Betriebe Riesenprobleme da damit haben. Viele machen einfach zu und es gibt auch viele, die dann übernommen werden. Bei euch finde ich bemerkenswert, du bist 1900, Quatsch, sorry, 2020 hereingekommen, also vor vier Jahren. Und wie ist es dir denn gelungen zu sagen, hey, ich möchte jetzt Dinge digitaler machen, weil du hast für mich auch vorhin ein Stichwort gesagt, das hieß, es läuft doch. Das höre ich von vielen Unternehmen, es.
Lucas Winkler:
Läuft doch, Fax läuft doch.
Heiko Fischer:
Aber uns ist ja allen drei hier bewusst, es könnte viel besser und schneller und effektiver laufen. Das heißt, ist dein Vater noch mit im Unternehmen mit drin? Also und wie konntest du ihn denn davon überzeugen? Weil, wie lange hat er es gemacht? 30, 40 Jahre? Und er war ja, glaube ich, schon von seinem Mindset her auf dem Standpunkt, läuft doch. Also wie hast du ihn davon überzeugt, dass er, ich sag’ mal, Dinge loslässt und wirklich dann auch bereit ist, sich zu verändern? Oder arbeitet er noch, sage ich mal, oldschoolig, was ich auch schon in vielen Betrieben erlebt habe?
Lucas Winkler:
Ja, also es ist tatsächlich so, dass wir in unserer Situation das Glück hatten, die Betriebsnachfolge und die zwingend notwendige Digitalisierung, die wir lange nicht vorangetrieben haben, unter einen Hut zu bringen. Also als ich dann eben vor fünf Jahren sozusagen eingestiegen bin, waren auch gleichzeitig erste digitale Veränderungsprojekte, die gemacht und vollzogen werden mussten. Das fing z. B. an mit der Branchensoftware, die seit 15 Jahren nicht aktualisiert wurde. Oder wir auch eine Homepage hatten, die quasi nichts aussagend war und auch kein Social Media. Das waren alles Dinge, die mein Vater vernachlässigt hat, weil er eben der Erfolg gab, ihm recht gesagt hat, also warum muss ich das machen? Habe ich kein Interesse dran, interessiert mich nicht, mache ich jetzt nicht. Und dann war auch in dem Punkt immer klar, Junge, das machst du dann mal. Ja, und das war auch für mich okay.
Lucas Winkler:
Für mich war es eine tolle Chance auch tatsächlich, um in diese Unternehmensnachfolge hereinzukommen, weil ich natürlich auch Digitalisierung nicht einfach aus dem Stegreif mache, sondern muss ja schon schauen, welcher Nutzen steht dahinter, welches Problem möchte ich überhaupt lösen? Und dann konnte ich natürlich auch tiefer in die Prozesse hereinschauen. Also das war bei mir eine tolle Situation. Ich weiß, dass das bei vielen Betrieben eine andere Ausgangslage ist.
Heiko Fischer:
Kannst du unserer Community vielleicht zwei, drei Punkte sagen, wo du sagst hey, da kann ich auch wirklich sagen, da hat die Digitalisierung entsprechende Vorteile fürs Unternehmen hervorgebracht?
Lucas Winkler:
Ja, also ganz enorm. Also wir haben ein letztes Beispiel, was wir gemacht haben, ist z. B. die Dokumentenmanagementsysteme, die wir eingeführt haben. Also davor in unseren Bauakten bei den Neubauprojekten sammeln sich sehr viele Dokumente an und davor war eben auch ein sehr großer Prozess, Lieferscheine zu suchen. Oder die richtige Rechnung zu suchen oder einfach das letzte Dokument, wo ich zugreifen wollte von dem Bauleiter, der jetzt im Urlaub ist und so. Wo ist der Kram? Und das war mir ein ganz wichtiges Anliegen, dass wir da eben ein System schaffen von der Rechnungsprüfung, von der Lieferscheinerfassung, das digital zu hinterlegen und dann eben auch wie mein eigenes Google, sage ich jetzt mal, nach meinen Dokumenten da suchen zu können. Das ist jetzt ein super Beispiel von der Software, die wir angeschafft haben. Was ich auch sehr gerne nutze, ist das kostenlos z. B. OneNote, also einfach für Notizen.
Lucas Winkler:
Ich schleppe keine Bauakten mehr auf die Baustelle, sondern ich habe das eben in meinem Tablet, kann da alle Dokumente ablegen und auch eben mehr Notizen wieder machen. Also das ist jetzt ein einfaches, kostenloses Beispiel.
Heiko Fischer:
Noch kurz zur Branchensoftware. Aus meiner Erfahrung raus ist es ja so, dass ich sage mal, circa 80 % der Prozesse sollten oder von der Branchensoftware abgebildet werden. Und in der Regel erlebe ich es, dass die restlichen 20 % mit anderen Produkten abgefedert oder halt bestritten werden muss. Und in der Regel gibt es dazu auch keine Schnittstelle. Kennst du das? Hast du da die gleichen Erfahrungen oder hast du sogar bessere Erfahrungen, wo du, wo du Tipps geben kannst? Weil ich sag’ mal, aus dem, was wir gelernt haben, die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Und wenn wir bei unseren Kunden sind, dann versuchen wir immer. Also es ist so einer unserer Sätze, du musst eine Kröte schlucken und wir sorgen dafür, dass es die kleinste ist. Dies müssen wir halt finden.
Heiko Fischer:
Wie ist es da bei dir? Gibt es bei dir, gibt es bei dir auch ein paar Kröten?
Lucas Winkler:
Also in der Tat. Also das Thema, was du ansprichst, ist ein ganz massives und ganz großes. Und das beschäftigt nicht nur kleine Betriebe, es beschäftigt im Übrigen auch ganz viele große Betriebe. Das ist eben das Thema Datenmanagement. Und es ist in der Tat so, dass wenn ich jetzt z. B. eine Rechnung schreibe, ich im Zweifel auf sechs bis sieben verschiedene Datenquellen zugreifen muss, um alle relevanten Informationen an Ort zu haben. Also ich mache das mal ein Beispiel fest. Ich habe zum einen meine Branchensoftware, da habe ich mein Leistungsverzeichnis drin, da habe ich die Aufmaßliste drin.
Lucas Winkler:
Dann habe ich im Zweifel mein Dokumentmanagement System, was zwar mit einer Schnittstelle verbunden ist, aber trotzdem ist es nochmal eine neue Oberfläche, auf der ich mich bewege. Dann habe ich meinen OneNote, dann habe ich meinen Messenger-Dienst, also den ich eben nutze als Gruppenkommunikation und da auch Medien und Informationen drin habe. Und das kommt alles zusammen. Und das muss man erst mal handeln und dann muss man wissen, wo sucht man. Dann habe ich noch meine E-Mail-Programme, sage ich jetzt mal. Das ist ja auch nochmal Outlook ist ja auch nochmal ein Universum. Also das ist ganz, ganz viel Datensilos, die ich letztendlich produziert habe durch den Einsatz von digitalen Tools. Und die werden auch jetzt, sage ich mal, kurzfristig mehr.
Lucas Winkler:
Also je mehr digitale Tools ich einsetze, desto mehr Datensilos produziere ich auch z. B. alles, was Thema Flottenmanagement, Gerätemanagement zu tun hat. Also wenn ich jetzt meine Geräte mit Bluetooth-Tags ausstatte, dann ist das ja auch noch mal eine neue Datenquelle, die ich im Zweifel für meine Abrechnung oder Nachkalkulation verwenden möchte.
Heiko Fischer:
Das heißt, so wie ich dir zuhöre, wirst du in den nächsten ein, zwei, drei Jahren darauf zulaufen, die Datensilos abzubauen. Und du wirst ja Lösungen suchen müssen, um das hinzukriegen, weil da, also da könnte man jetzt wieder sagen, das sind vielleicht auch Fallstricke bzw. Türen, wo man falsch abbiegen kann. Wir nennen das digitale Sackgassen. Also du kommst, du bist auf dem Weg dahin, aus dem Segen eigentlich ein Fluch zu werden, weil ich kann das verstehen, da kommt was Neues, was dir gerade Nutzen stiftet. Du denkst, komm, das machen wir jetzt. Musst du aufpassen. Also du läufst darauf zu, dass du dir irgendwann eine Konsolidierungsstrategie wahrscheinlich wieder einfallen lassen musst.
Lucas Winkler:
Datenmanagement ist auch nicht sexy. Also ja, natürlich, daran denke ich nicht, wenn ich jetzt ein digitales Tool einsetze. Also vordergründig, das war auch also bei mir ein Lernprozess, den ich jetzt gemacht habe im Laufe der Zeit. Ich sage, okay, was fängt man jetzt mit den ganzen Daten an? Und wenn man dann mal in Richtung KI denkt, also die muss ja auch auf Daten zugreifen können, wenn ich das möchte. Und das bringt nichts, wenn das überall nur verstreut liegt.
Sebastian Bourne:
Das ist schön, dass du mir direkt die Überleitung baust. Und das wollte ich eigentlich auch gleich noch mal so mit aufgreifen. Der eine oder andere, der dich googelt, den ein oder anderen Link werden wir natürlich selbstverständlich in die Show Notes setzen, auch dein Buch verlinken entsprechend. Da gehst du auf GaLaBau ein. Du hast halt ein bisschen Plan, wenn man dich so ein bisschen recherchiert von KI und der ganzen Situation. Das heißt, du hast es ja gerade auch selber angesprochen. Wo an welcher Stelle in deinem ich bin dem Unternehmen beigetreten. Wir haben angefangen zu digitalisieren, ein bisschen Social Media zu machen.
Sebastian Bourne:
An welcher Stelle bist du links rum abgewogen und hast gesagt so KI, danke, hätte ich gerne, machen wir sofort. Und wie kommt das? Wo, wo kommt die Begeisterung her?
Lucas Winkler:
Also die Begeisterung zu dem Thema hat sich bei mir im Bachelor entwickelt, muss ich ganz ehrlich sagen. Also zum Schreiben meiner Bachelor-Thesis hatte ich den ersten Kontakt mit wirklich wissenschaftlichem Arbeiten, sage ich jetzt mal. Und auch mit der Frage, was bedeutet Digitalisierung für Betriebe? Und da habe ich tatsächlich eine Begeisterung für mich entwickelt, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Da war ich auch, das war 2017, mit dem Thema zur richtigen Zeit am richtigen Ort, sage ich jetzt mal. Das hat die Branche da, das war da das große Buzzword. Jetzt ist es eher Nachhaltigkeit. Und dann konnte ich dazu eben auch den einen oder anderen Artikel dann veröffentlichen und Vorträge dazu halten. Und dann kam irgendwann ein Verlag auf mich zu aus dem Gartenlandschaftsbau und hat gesagt, das Thema ist so gut, da müssen wir ein Buch draus machen.
Lucas Winkler:
Warum habe ich das gemacht? Weil ich es mir zugetraut habe, gesagt okay, das traue ich mir zu und das ist eine einmalige Chance. Das möchte ich ergreifen. Und dann, dann kam ich dazu und dann kommt man nicht mehr so schnell aus dem Thema raus. Und es macht mir Spaß. Also wirklich sind noch mal zu dem Thema. Es sind schon zwei Herzen, die da auf meiner Brust schlagen. Also einmal bin ich sehr, sehr gerne Unternehmer. Auf der anderen Seite macht mir das eben auch Spaß.
Sebastian Bourne:
Wie hast du es denn jetzt geschafft, deine eigene Begeisterung aus deinem Studium, Thema, aus deinem Unternehmertum a auf deine Mitarbeiter jetzt mitzunehmen? Weil die müssen sich ja auch mit neuen Themen damit auseinandersetzen, weil das wirst du natürlich jetzt als Geschäftsführer, als Nachfolger, als Jungunternehmer. Setze ein Wert x, das vorzuleben. Also ich meine, das ist ja das, was du ja tust, mit der Motivation. Du sagtest gerade, du hast Bock, das Buch zu schreiben. Du hattest Bock, das zu machen? 2017 KI, also nochmal wir haben 2024 kommen an 2017 auf KI, also da ist das an mir. Also der Hype ist ja gefühlt erst, weil nach Corona passiert, so nach dem Motto. Also nimm uns doch nochmal mit, was und wie da für dich so der Punkt ist, damit wir vielleicht da draußen Menschen zum Nachdenken bekommen, zu sagen hey, ich verschließe mich neuen Technologien nicht weiter oder aber ich frage einfach mal jemand aus meinem Team, der vielleicht bestimmte Technologien wollen würde und den vielleicht dann als ersten Anlaufpunkt zu nehmen, selbst wenn ich das als Inhaber vielleicht nicht möchte vorab.
Lucas Winkler:
Also auch bei mir kostet Digitalisierung Zeit, Geld und Nerven. Das geht nicht alles leicht von der Hand und ich habe auch nicht nur Digitalisierungsenthusiasten bei mir im Betrieb beschäftigt, das ist ganz klar so. Ich glaube, jeder Betrieb hat irgendwo eine Bandbreite, die die Gesellschaft irgendwie widerspiegelt und ich muss aber auch nicht jeden zu einem Digitalisierungsenthusiasten machen, weil es ihn vielleicht gar nicht interessiert, weil es ihn vielleicht doch gar nicht betrifft. So haben wir ja auch verschiedene Unternehmensebenen. Also die Digitalisierung, die wir jetzt viel gemacht haben, betrifft erstmal unsere Führungsebene und auch im Büro nur partiell die Menschen auch auf der Baustelle. Also das auch noch mal so als These. Wir werden auch unser Handwerk auf der Baustelle, wir pflanzen einen Baum, ich setze einen Kantenstein oder ich verputze die Wand, da brauche ich keine Digitalisierung für. Also auch die Mauerschnur wird in dreißig Jahren noch gespannt.
Lucas Winkler:
Davon bin ich überzeugt. Auch das wird noch der Fall sein. Aber die Leute, die es eben betrifft, die muss man natürlich auf diese Reise irgendwo mitnehmen. Und ganz besonders toll ist, wenn ich dann so eine Art Team auch bilde, die sich wiederholt mit Digitalisierung und mit dieser Veränderung, die dahinter steht, eben beschäftigen und selber so zu kleinen Veränderungsmanagern, sage ich jetzt mal, werden. Das ist eigentlich so das Ziel, dass man so ein Team des Wandels, sage ich jetzt mal, zusammenstellt. Und wie kriege ich die davon begeistert? Also das ist der Wesen. Ich mache ja auch Digitalisierung nicht, weil ich es cool finde. Das ist kein Selbstzweck, sondern das ist ja ein Tool oder ein Werkzeug, was ich benutze, um knallharte Unternehmensziele zu verfolgen.
Lucas Winkler:
Und das muss halt einem auch klar sein. Also ich sollte halt nicht auf den Markt gehen und sagen wow, die Werbung gefällt mir, ich kaufe mir jetzt dieses Tool, sondern dahinter sollte immer ein konkretes Problem stehen, was ich damit lösen möchte.
Heiko Fischer:
Also ich kann dir zu 100 % zustimmen. Also du hast gesagt, Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Also mir als Unternehmer muss es einen Nutzen bringen. Und ich muss aus meiner Sicht auch dann meinen Mitarbeitern erklären, welchen Nutzen sie haben, aber vor allem, welchen Nutzen das Unternehmen hat, weil es zahlt auf die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und danach auf den jeweiligen Arbeitsplatz ein. Und wenn halt einer keinen Spaß hat, dann würde ich halt versuchen, ihm einen Spaß dahingehend zu geben, indem ich sage, der Nutzen fürs Unternehmen ist einfach größer, wenn du jetzt Dinge als Beispiel mit dem Tablet machst oder tust, weil du erleichterst im Büro die Arbeit. Ich sage mal Beispiel auch in anderen Gewerken, Rapportzettel und so weiter, wenn die alle wegfallen, wenn immer irgendein, ich sage mal, armes Schwein, 20 Rapportzettel jeden Abend irgendwo reintackern muss, das ist einfach ätzend, um es mal bei dem Beispiel zu bleiben. Möchte noch, weil ich gucke gerade bei dir auf die Uhr, ich möchte noch einen Einschwenk machen, und zwar noch mal zu KI, weil es ist tatsächlich für mich ein Thema, was so ein bisschen wie eine Sau durchs Dorf getrieben wird. Und ich sage halt auch, wenn ein Unternehmen nicht einen bestimmten digitalen Reifegrad hat, dann braucht er sich auch zu KI keine Gedanken machen, außer er nutzt Chat-GPT für diverse Dinge, was Texte betrifft.
Heiko Fischer:
Das geht noch. Aber mich würde interessieren, wo setzt denn du das Thema KI gewinnbringend für dein Unternehmen ein, wo du sagst, da bringt es mir einen echten Nutzen, weil was mir tatsächlich schwerfällt, echte Beispiele aus den Gewerken zu finden, wo es einen Nutzen stiftet. Und das wäre mir noch wichtig, wenn wir da vielleicht ein, zwei Dinge rausholen können.
Lucas Winkler:
Sehr gerne. Du wirst nicht so viel bei mir rausholen können, weil die KI noch nicht an dem Punkt ist, um die Erwartungen zu erfüllen, die wir eigentlich gerade dran haben. Die KI, die KI ist ja auch ein Riesenbegriff. Also jeder Mähroboter, jeder Staubsaugerroboter hat KI, jedes autonomen fahrende Auto hat KI und so weiter. Aber da steigen wir jetzt in die Ebene, glaube ich, gar nicht ein. Wichtig ist aber zu sagen, dass wir bei dem Einsatz von der KI im Unternehmen in dem Sinne, dass die uns hilft, irgendwie die Baustelle selbst zu organisieren. Wenn man jetzt mal an Industrie denkt, Handwerk und so, dann da sind wir noch gar nicht. Und mir fehlen auch im Übrigen da noch so diese bahnbrechenden Innovationen, die jetzt ganz konkret bei meiner Auftragsabwicklung, bei meiner Wertschöpfung meinen Arbeitsprozess revolutionieren und mir sämtliche Routineaufgaben abnehmen.
Lucas Winkler:
Also, das gibt es so nicht. Deswegen ist es auch schwierig, Beispiele in dem Sinne von der KI zu finden. Ich kann aber trotzdem so ein paar Hinweise geben oder ein paar Praxisbeispiele, die so in die Richtung gehen. Bei uns ist es so, ich habe es selber noch nicht im Einsatz, ich durfte es mal testen, aber wir haben Kalkulationsassistenz mithilfe von KI. Das heißt, ich kann meine Ausschreibungstexte vergleichen mit meiner Datenbank, die ich schon längst kalkuliert habe. Und dann gibt es eben ein Tool, das eben dann abgleicht, wie groß ist die Übereinstimmung und dann eine Entscheidungsvorlage. Möchtest du den Kalkulationsstamm von damals hier auch anwenden? Dann kannst du sagen, ja oder Nein. Das ist mal so ein Beispiel, das erwarte ich, dass das auch noch flächendeckender kommt, weil das kann schon einen Mehrwert bringen.
Lucas Winkler:
Aber auch da nochmal Hinweis, es ist halt nur eine Entscheidungsvorlage und die Entscheidung muss der Mensch selber immer noch treffen und auch abwägen können, ob das jetzt stimmt oder nicht, weil KI ist ja auch nicht immer richtig. Anderes Beispiel ist relativ simpel, aber auch effizient, ist z. B. die Tourenplanung. Also wir stehen vor der Aufgabe, dass wir für einen Energieversorger 500 Stationen pflegen müssen im Jahr. Die müssen wir mehrmals anfahren, es sind 2000 Fahrten. Und die Frage ist, wie organisiert man das? Früher hätte mein Dad eben die Karte an die Wand gepinnt und dann drei Zwecken rein und dann geguckt, ja, welches Gebiet fahren wir jetzt ab? Und das machen wir halt schon über so eine Tourenplanung. Im Prinzip wie beim Paketdienst, sage ich jetzt mal. Wir haben die Koordinaten, pflegen das ein, rechnen verschiedene Varianten und sagen okay, das ist jetzt Tour eins, zwei, drei, vierte, das nutzen wir und das ist ja auch schon KI.
Lucas Winkler:
Und dann gibt es im GaLaBau aktuell schon im Bereich der generativen KI, also das ist alles, was mit Bildgenerationen zu tun hat, ein paar Entwicklungen. Da gibt es z. B. für Pflanzplanung gibt es eine Anwendung, die heißt Pollinator Pathmaker, wenn ihr da mal reinschauen wollt. Die machen insektenfreundliche Pflanzplanung und jeder, der schon mal einen Pflanzplan gemacht hat oder ich weiß nicht, vielleicht kann man es mit dem Verlegungsplan vom Elektriker vergleichen oder so, das ist halt Arbeit und das kann ich da in 3 Minuten machen und ich habe schon mal einen Vorschlag, sage ich jetzt mal, auf dem kann ich ja aufbauen und dann weiter dran arbeiten.
Sebastian Bourne:
Super, vielen, vielen Dank für die ausführliche Folge und auf jeden Fall auch das Öffnen auf einen anderen Blickwinkel. Also für mich war genau dieser Punkt, den du gerade abschließend als Beispiel zu den einzelnen KI müss aufzeigst, dass das a der Vorschlag ist, b nicht final ist, sondern der gesunde Menschenverstand des Menschen weiterhin auch erforderlich ist und dass wir halt einfach noch nicht die Technologie haben. Ich drücke vorne auf den Knopf und das Angebot mit Beratungsintervall und Video per KI und KI Sprache kommt halt raus, mit Terminvereinbarung mit dem Kunden, vollautomatisiert und hinterher sagt der Kunde in die Kamera bei sich am Laptop, ja, ich will somit bestellen. Ich glaube, da werden wir hoffentlich nicht hinkommen, weil ich glaube einfach, dass gerade das Handwerk vom Menschen lebt, mit dem Menschen, das würde ich mir wünschen, dass wir das auf jeden Fall niemals verlieren, dass wir trotzdem vielleicht in Zukunft an der einen oder anderen Stelle mit dem einen oder anderen Dienstleister auch hier auf der Messe oder in zukünftigen Messen, die hier stattfinden werden, noch mal schauen, was da noch besser geht. Von daher nochmal danke, dass du da warst. Und dann sage ich, liebe Zuhörer, liebe Zuhörerinnen, liebe Zuschauer, liebe Zuhörer und wir hören uns in der nächsten Episode.